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ÈEZ verstärkt die Kontrollen über seine Atomkraftwerke

Verluste durch Ausfälle vehement hoch

Der Konzern ÈEZ verschärft die Kontrollen über die beiden tschechischen Atomkraftwerke. Wie eingestanden wird, sind dafür die kürzlich umfangreichen Ausfälle im AKW Dukovany verantwortlich, welche dem Energiegiganten mehr als eine Milliarde Kronen an Verlusten bescherten, kommentiert Jakub Šiška.

Für die tschechischen Atomkraftwerke war das Jahr 2015 kein sehr gutes Jahr. Mit ungeplanten Ausfällen kämpften die Betreiber aber auch bei den zwei Blöcken in Temelín, das AKW Dukovany lief mehr als drei Monate nur mit einem Viertel des installierten Leistungspotentials. Die Probleme dort begannen schon im September 2015, als zwei der vier Blöcke aufgrund von Kontrollen der Schweißnähte abgestellt wurden. Ein weiterer Block befand sich damals im Regime der geplanten Abstellung. Es zeigte sich nämlich, dass die Firma Tediko, welche für den Kraftwerksbetreiber ÈEZ die Schweißnähte kontrollierte, eine - abgeschwächt ausgedrückt – mangelhafte Arbeit geleistet hatte. Wie die Zeitschrift RESPEKT damals schrieb, waren ‘Röntgenaufnahmen der Rohre undeutlich zu sehen, manchmal gab es statt der nötigen drei verschiedenen Aufnahmen einer Schweißnaht nur eine kopierte und einige Schweißnähte, bei denen Undichtheiten drohten, wurden als einwandfrei eingestuft.’ Die Reparaturen zogen sich mehrere Monate hin. Einer der abgestellten Blöcke sollte noch in den Märztagen 2016 den Betrieb wieder aufnehmen. Der Termin für den Neustart des zweiten Blockes ist bis dato nicht bekannt.

Die Vorsitzende des Staatsamtes für Atomsicherheit, Dana Drábová, sparte denn auch nicht mit scharfen Worten. Sie drohte mit einer Strafanzeige, weil die Kontrollen möglicherweise absichtlich gefälscht worden seien, um die Abstellungen zeitlich möglichst abzukürzen. Als unglücklich bezeichnete sie das System, in dem ÈEZ wichtige Spezialarbeiten an unbekannte Firmen vergibt, statt sie selbst zu erledigen. Bei einer anderen Gelegenheit teilte sie mit, dass Dukovany für eine Betriebsverlängerung nicht bereit sei. Für den ersten Reaktorblock in Dukovany endet heuer nämlich noch die Betriebsgenehmigung und ÈEZ beantragte bei der Atomaufsichtsbehörde SÚJB eine Genehmigung für den Weiterbetrieb um 10 Jahre. Bisher wurde diese Genehmigung aber erst für drei Monate erteilt. ÈEZ spricht im Zusammenhang mit den gefälschten Kontrollen von einem Versagen einzelner Akteure und erstattete gegen die Firma Tediko eine Strafanzeige.



Wenn man berücksichtigt, dass die Chefin der Atomaufsichtsbehörde das AKW Dukovany immer als Beispiel für ein sicheres Atomkraftwerk bezeichnet hat, handelt es sich hier um ein ernsthaftes Problem. Die weltweite Nuklearindustrie hat übrigens mehr derartige Skandale auf dem Gewissen. So wurden zum Beispiel für den amerikanischen Konzern FirstEnergy absichtlich Daten über umfangreiche Risse im Mantel eines Reaktors in Ohio gefälscht. Ein noch größerer Skandal wurde bei der japanischen Firma TEPCO bekannt, wo aufgrund der Information eines ehemaligen Angestellten bewiesen werden konnte, dass mindestens 29 Kontrollprotokolle gefälscht wurden. In einer Reihe dieser Fälle konnte der Schlendrian zum Glück rechtzeitig aufgedeckt werden; in Tschernobyl und Fukushima leider nicht. Die Folgen dieser Havarien werden noch auf die kommenden Generationen Auswirkungen haben. Die gern verwendete Behauptung, dass ein Versagen bei den menschlichen Faktoren nicht ausgeschlossen werden könne, klingt in diesen Fällen ziemlich zynisch. Dennoch meint die tschechische Regierung, wir hätten immer noch zu wenige Atomreaktoren.



Autor: Jakub Šiška



Übersetzung: Bernhard Riepl, www.sonneundfreiheit.eu
Original auf temelin.cz veröffentlicht


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /